Impressum

Körperbau

steinbockschemaSteinböcke gehören zu den Ziegenartigen. Sie sind kräftig gebaut und mit ihren körperlichen Besonderheiten sind sie an das Leben im felsigen Gelände optimal angepasst. So können sie mit beweglichen Gelenken und starken Muskeln weite Sprünge machen und mit ihren speziellen Hufen haben sie eine ausserordentlich gute Haftung am Felsen.

Ausgewachsene Böcke sind grösser, schwerer und massiger gebaut als Geissen.

Ausgewachsene Tiere Bock (ab 8-jährig) Geiss (ab 5-jährig)
Körpergewicht (kg) ca. 100 ca. 40
Körperlänge (cm) ca. 160 ca. 130
Widerristhöhe (cm) 95 70 - 85
Hornlänge (cm) 70 - 110 20 - 40

Fell

Steinböcke wechseln ihr Haarkleid einmal im Jahr. Von April bis Juni verlieren sie das Winter- und Sommerkleid. Die Haare fallen in Büscheln aus. Gleichzeitig wächst in dieser Zeit das neue Sommerkleid. Es hat eine rötlich-braune Färbung. Im Oktober kommen die warmen Woll- und Deckhaare hinzu. Je nach Alter hat das Steinwild eine andere Winterfellfärbung. Geissen und junge Böcke erscheinen in der kalten Jahreszeit eher grau-braun, ältere Tiere dunkelbraun.

Hufe

hufTrittsicherheit und Wendigkeit sind für den Steinbock überlebenswichtig. Ihre Hufe sind dazu optimal angepasst; sie bestehen aus je zwei Schalen (Klauen) mit scharfen Kanten. Die harte Schalenspitze ermöglicht ein Aufstützen auch an schmalen Felsvorsprüngen. Die Sohlen dagegen sind weich und elastisch. Sie ermöglichen eine ideale Haftung oder Bremsung, z.B. nach einem Sprung. Zudem besitzt der Steinbock sogenannte Afterklauen an der Hinterseite des Hufes (gut sichtbar bei den Exponaten). Sie liegen rund zwei Zentimeter oberhalb der Fussballen und wirken bei hartem Aufprall wie Stossdämpfer.

Fortpflanzung

Im Sommer leben Steinböcke und Steingeissen in getrennten Rudeln. In dieser Zeit bestimmen die Böcke mit Kämpfen die Rangordnung untereinander. Dies tun sie im Sommer, da sie im kalten Winter, während der Paarungszeit, Energie sparen müssen.

Im Dezember ist Paarungszeit, wenn die Steinböcke und Steingeissen wieder zusammen leben. Die Böcke werben wochenlang mit gestrecktem Kopf, zurückgeschlagenem Kopf und flippernder Zunge um die Geissen.

Nach einer Tragzeit von ca. 25 Wochen sondern sich die Geissen anfangs Juni vom Rudel ab und begeben sich in steiles unzugängliches Gelände, wo sie vor dem Menschen und vor Raubfeinden sicher sind. Dort setzen sie ihr Junges, selten gibt es auch eine Zwillingsgeburt.

Alter

Durchschnittliche Altersstruktur eines natürlich gewachsenen Bestandes

alter

Steingeissen werden im Schnitt etwas älter als Steinböcke. Älter als 15-jährig werden die Tiere selten.

Die meisten Tiere in einer Kolonie sind jeweils Kitze und Jährlinge. Infolge natürlicher Abgänge (z.B. durch Lawinen oder Krankheiten) nimmt die Anzahl Tiere pro Alter pyramidenmässig ab (siehe Grafik).

Arten

Der in der Schweiz lebende Alpensteinbock gehört zu der Ordnung der Paarhufer und der Familie der Hornträger. Der Alpensteinbock hat weltweit verwandte Steinbock-Unterarten:

steinbockArten

Genetik

Die Auswilderung der Steinböcke kann als grosses, ungewolltes Gen-Experiment verstanden werden. Aus einer einzigen Population wurden die ganzen Alpen wiederbesiedelt. Nur wenige Tiere wurden ausgewählt, um neue Kolonien zu gründen. Damit ist die genetische Variabilität sehr gering, es wurden mehrere sogenannte genetische Flaschenhälse durchlaufen. In der Schweiz hat der Alpensteinbock gleich mehrere solche Flaschenhälse durchlaufen:

  1. Zur Züchtung und Wiederansiedlung des Steinbocks in den Alpen gelangten etwa 100 Tiere aus dem Gebiet des heutigen Gran Paradiso (Italien), in die Wildparks der Schweiz.
  2. Nur einige der gezüchteten Tiere wurden, verteilt auf drei Gebiete, bei den ersten Wiederansiedlungen ausgesetzt.
  3. Aus diesen Gebieten wurden später wiederum einige Tiere für die Besiedlung weiterer Gebiete ausgewählt.

genetik

Die aus den genetischen Flaschenhälsen entstandene Inzucht, der Verpaarung von Verwandten, kann zu einer Inzucht-Depression führen. Dies bedeutet bei den Steinböcken eine Verminderung der Fortpflanzungs- und Überlebensraten.

Im Norden von Italien, im Gran Paradiso, kämpfen zurzeit die Steinbock-Kitze um ihr Überleben. Viele überstehen die kalte Jahreszeit nicht. Ob dieses Phänomen auf die Flaschenhals-Theorie zurückzuführen ist, ist jedoch unter Wissenschaftlern und Wildhütern umstritten. Zu viele andere Umweltfaktoren spielen bei der Gesundheit des Steinwilds eine grosse Rolle, um auf diese Frage eine eindeutige Antwort zu finden.